© EFS 2012 Gottesdienst Vorhöfe Seiteneingänge Erwartungen an die Kirche Frage 30 „Was würden Sie von der christl- ichen Kirche erwarten oder von ihr wünschen? Was fällt Ihnen spontan ein?“ Die Befragtenantworten wur- den mit 1017 Codes versehen, die sich in 9 Hauptkategorien einfassen ließen. Die Zusam- menschau der spontanen Ant- wortreaktionen vermittelt ein Erwartungsprofil, das Gewich- tungen erkennen lässt, insge- samt aber als ineinander ver- netztes Profil verstanden sein will. Hauptkategorie 1 – Menschenzugeneigte Kirchenkultur Kategorie 1 beschreibt eher kirchenkulturelle Aspekte. Gewünscht wird 1) eine positive emotionale Grund- atmosphäre (3%), die sich durch Begriffe, wie gleiche Wellenlänge, Harmonie, Vertrauen, Geborgenheit und Heimat beschreiben lässt, 2) relevante Kirchen-Merk- male (19%), wie Offenheit, Weltoffenheit, Ehrlichkeit, Authentizität und geistliche Glaubwürdigkeit, die man als erwarteten „Kirchen-Charakter“ bezeichnen könnte, 3) eine Kirchen-Mentalität, die sich durch Akzeptanz, Annahme, Toleranz und Freiheit auszeichnet (6%) und 4) eine Kirche, die sozial-kompetent agiert (7%), indem sie sich kommunikations- und beziehungsfähig zeigt, konflikt- und kritikfähig sowie empathisch und mensch- lich ist. Diese kirchen-kulturellen Aspekte sind unter die HK: „Menschenzugeneigte Kirchen-Kultur“ subsumiert. Hauptkategorie 2 – Veränderungsoffene und anpassungsfähige Kirche Die stärksten Erwartungsreaktionen betreffen das all- gemeine äußere und inhaltliche Erscheinungsbild von Kirche, das mehr oder weniger am Gottesdienst festge- macht wird. 1) die allgemeine Kirchen- und Gottesdienst- gestaltung sollte moderner, zeitgemäßer, lebendiger und lockerer daherkommen (20%) und 2) die allgemeine in- haltliche Ausrichtung von Gottesdienst und Kirche (27%) sollte sich an lebensnahen, bedürfnisorientierten, aktuell- gesellschaftsrelevanten Themenstellungen orientieren, befreit von kirchlich-traditionellen Einstellungen (insbe- sondere aus dem katholischen Bereich). Dieser Erwar- tungshorizont ist unter die HK 2: „Veränderungsoffene und anpassungsfähige Kirche“ zusammengefasst, die fast die Hälfte durch ihre Antworten gestreift hat (47%). Hauptkategorie 3 – Zielgruppenorientiertes Dienstleistungsangebot Die dritte Hauptkategorie hat die von der Kirche erwar- tete Zielgruppenorientierung im Blick, sozusagen die Gemeindefelder, in denen die Befragten kirchliche Prä- senz erwarten. Die unterschiedlichen Angebotsbedürf- nisse sind als „zielgruppenorientiertes Dienstleistungs- angebot“ zusammengefasst (32%). Die stärksten Vor- lieben in dieser Kategorie besitzen altersadäquate An- gebote (14%), wie bspw. Kinder- und Jugendarbeit, dann die sozial-diakonischen Angebote für Schwache, Kranke, Arme und Seelsorgebedürftige (11%), geistlich- theologische Angebote zur geistlichen Zurüstung und Orientierung (4%) sowie interessenorientierte Sport-, Kultur-, Musikangebote (1,4%) und Angebote für Familien (1,3%).   Hauptkategorie 4 – Erlebbare und gestaltete Gemeinschaft Das persönliche freundschaftliche Miteinander, Ge- meinschaft und gegenseitige Hilfe und Fürsorge wird von rund 7% der Befragten zum Thema ihrer Erwartun- gen gemacht und unter die gebildete HK: „Erlebbare und gestaltete Gemeinschaft“ einsortiert. Hauptkategorie 5 – Ökumene 3 % erwarten ökumenische Bemühungen der Kirche mit anderen christlichen Kirchen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften und bilden die 5. HK: „Einbindung in die Gemeinschaft der Religionen und Konfessionen“. Hauptkategorie 6 – Kirchenorganisation Die 6. Hauptkategorie (6 %) nimmt das kirchliche Organisationshandeln in den Fokus. Kritik am Kirchen- steuersystem, an mangelnden Leitbildern und ungenü- gender Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit zeigen Erwartungen, die unter „Kirchenorganisation“ zusam- mengefasst sind. Hauptkategorie 7 – Führungsverhalten und Pfarrerschaft In der 7. HK (5 %) sind die Erwartungen an den/die Pfarrer/in, als weithin wahrgenommene Repräsentanten /innen von Kirche, gesammelt. Erwartet werden Offen- heit und Authentizität, soziale Fähigkeiten, Besuchs- arbeit und Seelsorge. Hauptkategorie 8 – Allgemeine Erwartungs- und Interesselosigkeit In diese Kategorie fallen 20% der Befragten, die keine Antworten gegeben haben oder dezidiert zum Ausdruck brachten, dass sie spontan keine Erwartungen hinsicht- lich der christlichen Kirche formulieren können und wollen.   Hauptkategorie 9 – Erhaltung der bestehenden Kirchengestalt 6% der Antwortreaktionen reden von Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Kirchengestalt und haben insofern keine weiteren Anregungen oder Erwartungen formu­ liert; andere haben die Erwartung geäußert, dass die Kirche, so wie sie ist, erhalten bleibt und sich aus gesellschaftspolitischen Themenstellungen heraushält. Diese 9. Hauptkategorie wird als „Erhaltung der bestehenden Kirchengestalt“ umschrieben. 28% der Konfessionslosen, 12% der Mitglieder anderer christlicher Kirchen, 17% der katholischen und 18% der evangelischen Mitglie- der gehören zu denen, die keine Erwartungen an Kirche geäußert haben.